IFHandwerk e.V.

Brüssel empfiehlt der Bundesregierung den Verzicht auf den Meisterzwang

Wie die Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau berichtet, hat sich auch die EU in die Debatte um den deutschen Meisterzwang eingemischt. Der jüngste EU-Beschäftigungsbericht enthält eine deutliche Rüge Deutschlands. Angesichts einer der höchsten Quoten insbesondere bei der Langzeitarbeitslosigkeit in Europa, so die Zeitung, wird der Bundesregierung empfohlen, die Vorschriften für Unternehmensgründer zu vereinfachen und weitgehend auf den Zwang zum Meisterbrief zu verzichten.

Zur Liberalisierung des Arbeitsmarktes soll den EU-Autoren zufolge weiterhin die Finanzierung der Sozialsysteme mit dem Ziel niedrigerer Arbeitskosten überprüft werden. Außerdem fordern die Autoren dazu auf, bei tarifvertraglichen Regelungen lokale, regionale und sektorielle Unterschiede stärker zu berücksichtigen.

Des Weiteren wird Berlin aufgegeben, etwas gegen die negativen Folgen des Steuersystems auf die Frauenbeschäftigung zu tun und Kinderbetreuungseinrichtungen auszubauen. Hier zählt Deutschland mit einem Abdeckungsgrad von deutlich unter 20 Prozent bei Kindern bis drei zu Jahren zu den EU-Schlusslichtern. Dänemark bietet für knapp 70 Prozent dieser Altergruppe Krippenplätze an, entsprechend hoch ist dort die Erwerbstätigkeit der Frauen. Die Autoren bemängeln weiter, dass hier zu Lande zu wenig getan wird, um ältere Beschäftigte im Erwerbsleben zu halten.

NDR-Aktuell-Sendung zum Meisterzwang

Michael Wörle und Helge Hüngsberg nahmen für den IFHandwerk an einer Diskussionssendung zum Meisterzwang teil. Die Vertreterin der CDU-Mittelstandsvereinigung und Schneidermeisterin Frau Ahrons verteidigte den Meisterzwang als Gütesiegel, auf den keinesfalls verzichtet werden könnte.

Michael Wörle vertrat die Auffassung, dass Verbraucher und Gewerbetreibende gleichermaßen von einer Absenkung des Meisterzwangs profitieren können. Der Vorstoß der Bundesregierung sei zwar historisch gesehen ein großer Schritt, aber sachlich nicht, da zwei Drittel aller Meisterbetriebe weiterhin unter dem Wettbewerbsschutz des großen Befähigungsnachweises stehen würden. Zwar sollen zwei Drittel aller handwerklichen Berufe liberalisiert werden, diese stellen jedoch nach der Anzahl der Betriebe eine Minderheit im Handwerk da.

Für die SPD-Bundestagsfraktion vertrat MdB Lange die Auffassung, die Verbraucher sollten in Zukunft die Wahl zwischen Meisterbetrieben und Nicht-Meisterbetrieben haben. Nur in den Gefahrenhandwerken solle der Meisterzwang bestehen bleiben.

Wenn Sie die Sendung verpasst haben, finden Sie weitere Informationen und zahlreiche Beispiele auf der Homepage des Norddeutschen Rundfunks

http://www.ndr.de/tv/ndraktuell

Eckwerte zur verschärften Verfolgung von Schwarzarbeitern bekannt geworden

Der Gesetzentwurf zur Verschärfung der Schwarzarbeitsbekämpfung liegt zwar noch nicht vor. Allerdings hat das Bundesfinanzministerium inzwischen die zentralen Eckwerte der geplanten Verschärfungen vorgestellt. Mehr dazu Seite 2 im Handwerksberater, dem Newsletter des IFHandwerk e.V., der soeben erschienen ist. Eine Übersicht über die Themen finden Sie in dieser Ausgabe.

Reisegewerbe ist keine unerlaubte Handwerksausübung

Das Oberverwaltungsgericht Münster hat zu Gunsten eines Reisegewerbetreibenden eine sehr erfreuliche Entscheidung gesprochen! Der Kampf von Handwerkern ohne Meisterbrief geht also weiter. Und er lohnt sich. Entscheidend für reisegewerbetreibende Handwerker ist nach dieser klarstellenden Entscheidung nur die Auftragsannahme, die bei Reisegewerbetreibenden anders verläuft als bei normalen Meisterbetrieben. Reisegewerbetreibende werden ohne vorherige Bestellung und außerhalb ihrer Niederlassung tätig.

Ungenügen: Stiftung Warentest testet Handwerkskammerberater

Die Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung hat die Qualität der öffentlichen Beratungsstellen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist erschütternd: Fast alle Beratungen hatten große Lücken.

Die getesteten Handwerkskammer-Berater haben die Qualifikation der Gründungswilligen nicht weiter hinterfragt, wenn diese nur den Meistertitel vorweisen konnten; auch wenn die Prüfung 10 Jahre zurücklag. Von den 7 getesteten Handwerkskammern schnitt keine gut ab in der Beratung. Die Handwerkskammer Magdeburg schoss sogar den Vogel ab. Ihre Beratung war nicht nur schlecht, sondern auch noch demotivierend.

Nicht viel besser kamen allerdings auch die Industrie- und Handelskammern unter den Augen der Prüfer weg. Von 4 Beratungen war nur eine besser als ausreichend. Ziemlich unbefriedigend bei so viel öffentlichen Fördermitteln. Oder?

Mehr Infos: Stiftung Warentest, Finanztest Extra Existenzgründung, 3,50€, Bezug im Zeitschriftenladen oder unter www.finanztest.de.